Sonntag, 27. Januar 2008

Sommer in Jo'burg

+++ endlich Sommer! +++ Taxifahrten in Soweto +++ Unterrichten, oder besser: Unterrichtsversuche +++ Orientation Week +++ Frauen-Residence +++

Hallo zusammen,
erstmal entschuldigung dass ich gestern hier nichts eingetragen habe. War zwar im Internet, aber hab' es einfach nicht geschafft. Und nach der deutschen Handball-Niederlage (die ich im live Ticker hinnehmen musste) bin ich erstmal raus ein bisschen spazieren. Also, lag bestimmt nicht daran, dass es nichts zu berichten gab.
Das Schoenste zuerst: Der Sommer ist hier endlich angekommen. Gestern und heute war es richtig angenehm bei knappen 25 Grad ueber den Campus zu spazieren, im Cafe der Rosebank Mall zu sitzen oder im Schatten ein gutes Buch zu lesen. das waren dann aber auch schon meine Wochenendaktivitaeten. Achja, Busfahren nicht zu vergessen. Das ist bei dem Wetter und ueberfuellten Bussen (richtig, die Studenten sind hier endlich zurueck) nicht soooo toll, zumal ich pro Wochenende mehrere Stunden im Bus verbringe.
Gestern habe ich mir mal ein gutes Mittagessen in der Rosebank Mall gegoennt und habe dabei meine Bier-Studie weitergefuehrt. Das Schoene hier ist, dass ich fuer mein Menue mit Haehnchenbrustfillet, Salat und Pommes genauso viel bezahlt habe wie fuer ein Burger King Menue in Deutschland. Und da habe ich den Vorschlag heute abend mit den anderen beiden Internationalen hier in der Naehe essen zu gehen doch gleich angenommen.
Aber nun zu meiner Soweto Woche. Die war irgendwie ganz fix um. Montag war ich im Creche arbeiten und Dienstag dann in der Schule von Kgoto, Lebu und Omphile (drei meiner neuen Geschwister) um ein Kooperationsprojekt mit einer deutschen Schule zu starten. Anschliessend war ich mit Nthabiseng einkaufen. Da der Strom (wieder mal) ausgefallen war, war die ganze Mall dunkel. Ein paar Geschaefte hatten Kerzen an und der groesste Supermarkt hat einen eigenen Generator. Da waren wir dann also und haben verschiedene Sachen fuer die Woche eingekauft.
Danach wieder mit dem Taxi zurueck. Und das Taxi haettet ihr sehen sollen. Ich habe ja vor zwei Wochen von meiner Taxifahrt berichtet. Der Stil des Fahrers war diesmal voll okay, das Problem war das Taxi. Als ich neulich schrieb "hier wird alles zugelassen was vier Raeder und 'ne Hupe hat" war das nun die Bestaetigung. Der VW Bulli (mit 15 Personen voll besetzt) hatte keine Plastikverkleidungen mehr, d.h. Kabel und Stangen hingen so herum, durch ein paar Loecher konnte ich die Strasse unter uns sehen (ich sass vorne). Ueberfluessig zu erwaehnen dass keine Anzeige mehr tat... und waehrend ich in der einen Hand die Einkaustueten hatte, habe ich mit der anderen die Beifahrertuer festgehalten, die schloss naemlich nicht mehr... ich haette zu gerne ein Foto gemacht. Die Fahrt ueber habe ich mich amuesiert (wie gesagt, der Fahrstil war voellig okay, vielleicht konnte der Bulli auch einfach nicht schneller als 40km/h...).
Als wir wieder in unserem Viertel waren, mussten wir noch ein gutes Steuck laufen. Es hatte mal wieder in Stroemen geregnet und so war der Weg ueber die (zum Teil) asphaltierten Strassen ein kleines Labyrinth um die Pfuetzen und Baeche.
Mittwoch habe ich dann meine ersten Unterrichtsversuche in der pre-school gemacht. Da eine Lehrerin ausgefallen war, musste ich alleine in die Klasse mit 19 Schuelern zwischen 4 und 6 Jahren. Ich hatte zwei kleine Uebungen und ein Spiel vorbereitet, alles war den Schuelern bereits bekannt, weil ich es am Montag zusammen mit der Lehrerin schon ausprobiert hatte.
Wenn man weder die Namen kann (geschweige denn Zulu oder Sutho) hat man keine Chance, das stellte ich schnell fest. Waehrend die erste kleine Namen-Schreibuebung (was einige Schueler eher als Mal-Uebung ansahen ;-) ganz gut lief war danach Ende. Ich wollte mit ihnen das Spiel spielen, aber sie nahmen stattdessen lieber die Stifteboxen auseinander und warfen mit Puzzleteilen durch die Gegend. Nach einer kurzen "ich versuchs einfach mal mit abwarten und dann wieder erklaeren"-Phase merkte ich dass ich keine Chance hatte. Da es mittlerweile 11h war (freie Zeit zum Spielen) setzte ich mich an die Seite und liess sie gewaehren. Um 12h gabs dann Mittagessen... im Nachhinein kann ich nur darueber schmunzeln, aber der Vormittag war ziemlich anstrengend, koennt ihr mir glauben.
Am Freitag wurde ich dann bereits morgens von Harold abgeholt und zu Sheila gebracht, wo ich mit Lydia die Projekte noch einmal durchsprach und mit ihr ein paar Kleinteile fuer Reperaturzwecke einkaufte.
Hier auf dem education campus ging es dieses Wochenende rund. Dauernd reisten Familien in Pickups an, die ihre Kinder mitsamt saemtlichem Hab und Gut hier absetzten; als ich heute morgen runter kam, startete gerade sowas wie 'ne Rundtour ueber den Campus mit Aufgaben in Teams. Was ich noch nicht erzaehlt habe, ist, dass ich in der Frauen-Residence untergebracht bin. Ein Fluegel ist hier naemlich fuer "visitors" wie mich reserviert. Musste schon ein bisschen schmunzeln als ich die pinken Glitzer-Willkommensschilder mit rosa Luftballons sah und hier dauernd ein Rufen und Singen durchs Haus klingt. Ausserdem sind dauernd die Waschmaschienen belegt ;-)
Auf dem Rueckweg habe ich vorhin noch einen kurzen Stop auf dem Main Campus gemacht. In den letzten Tagen haben sie da ein riesiges Zelt aufgebaut, mit Stehtischen und Schnittchen. Ausserdem stehen ueberall Tische, Theken und Kuehlschraenke. Heute abend ist wohl eine kleine Eroeffnungsfeier mit Imbiss. Auf jeden Fall war alles super rausgeputzt, der Rasen gemaeht, der Springbrunnen angeschlossen und einige Studenten mit Walkie-Talkies sorgen dafuer, dass sich auch keiner verlaeuft auf dem grossen Campus. Bei dem Wetter ist es sehr angenehm darueber zu spazieren, ist wie ein kleiner Park mit vielen Baeumen und Voegeln...
So, das war's schon wieder fuer heute und diese Woche. Morgen frueh holt mich Harold hier ab um mich nach Soweto zu bringen. Mit Nthabiseng habe ich einen Kochplan erstellt (sie will mir ganz viele verschiedene suedafrikanische Gerichte zeigen, die ich dann alle fotografieren soll, als Gegenleistung mache ich dann Lasagne), ausserdem will sie mir das Haus von Nelson Mandela, das von Bischof Desmond Tutu und noch ein paar andere Sachen hier in Soweto zeigen. Wird also wohl 'ne spannende Woche. Hoffentlich ohne Regen und mit nur wenigen Stromausfaellen ;-) (das ist hier naemlich das Topp-Thema, die Regierung wird kritisiert und Ruecktrittsrufe werden laut, die Industrie ist in Gefahr und einige sagen sogar die Weltmeisterschaft, aber mal abwarten...) Viele Gruesse nach Deutschland!
Ratze


Hab' uebrigens vielleicht bald 'ne Moeglichkeit Fotos online zu stellen, zumindest gibt's hier jemanden mit nem Card-Reader....

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mich würde das Partnerschaftsprojekt für die dt. Schule interessieren. Vielleicht schickst du mir ne mail, falls du etwas darüber weißt. Machs gut! Kp

Anonym hat gesagt…

Hallo Ratze,
habe mich wieder sehr gefreut, deinen Bericht zu lesen, weil dann bei mir immer ganz viel lebendig wird aus meiner eigenen Zeit in Soweto und Pretoria.
Immer schön fruchtig bleiben,
Andreas